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Warum ein strukturierter Alltag für Deinen Hund so wichtig ist

Struktur im Hunde-Alltag

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Der geregelte Tagesablauf - und seine positiven Auswirkungen

Sophie besitzt eine eingebaute Atomuhr mit Millisekundenanzeige, ein Magnetfeld-Messgerät, Navi, Regenradar und Stimmungsbarometer.

 

Die Atomuhr braucht sie für unseren durchstrukturierten Alltag - den Rest für die Auswahl des perfekten Örtchens für ihr Poo bzw. um herauszufinden, ob Herrchen noch ein Leckerli schmeißt, obwohl Madame gar nichts Belohnenswertes abgeliefert hat.

 

Keine Ahnung, wer ihr die Gerätschaften implantiert hat.

Wir haben da nichts Entsprechendes veranlasst.

 

Aber die Dinger funktionieren einwandfrei, alle Achtung.

 

 

 

 

Sophies Innenleben (oder so ähnlich)

dlohner @ pixabay.com

Bleiben wir bei der Atomuhr und dem heutigen Thema:

 

die (zeitliche und inhaltliche) Struktur des Alltags.

 

Oder einfacher gesagt: die tägliche Routine - und ihre Vorteile.

 

Gewohnte, standardisierte Abläufe sind für uns Menschen neurologisch überlebenswichtig. Unser Gehirn wird ständig mit einer gigantischen Menge an Informationen überflutet. Es muss in den Bruchteilen einer Sekunde alles erkennen und bewerten, was der Sehnerv, das Gehör, der Tastsinn und vieles mehr anliefern - und das ist echt viel. Da freut es sich sakrisch, wenn es zwischendurch ein paar bekannte Sachen einfach nur abhaken darf.

 

Das geht übrigens soweit, dass wir alltägliche Handgriffe und Tätigkeiten wie beispielsweise Zähneputzen unbewusst immer gleich durchführen - wenn wir uns nicht darauf konzentrieren, die Zahnbürste mal in die andere Hand zu nehmen.  

 

 

 

 

Ja, auch dieser nette Herr schafft das Zähneputzen mit links.

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Routine schafft Ruhe

Routine gibt Sicherheit.

Routine sorgt für Ruhe.

Routine lässt uns ausgeglichener werden.

Routine schafft die Möglichkeit, auf außergewöhnliche Situationen fokussiert zu reagieren.

Routine lässt uns entspannen, weil wir uns nicht ständig Gedanken um das Alltägliche machen müssen.

 

Bis hin zu der 'inneren Uhr', die uns zum Beispiel daran erinnert, dass es schon zehn nach zwölf ist und wir immer noch nicht zu Mittag gegessen haben.

Bei dir nicht?

Aber garantiert bei Deinem Hund.

Und er wird Dich gerne darauf aufmerksam machen, dass es zehn nach Fressenszeit ist. Mit Anstupsen, Anwinseln, Anspringen, Anstarren - und was er sonst noch so alles mit 'An-' in seinem Portfolio hat.

 

Vorausgesetzt natürlich, er hat schon einen geregelten Tagesablauf kennenlernen dürfen. Ein Straßenhund, der sich seine Ration jeden Tag aufs Neue zusammenklauen musste, wird sich bestimmt erstmal nicht auf die falsche Uhrzeit berufen, wenn Du ihm ein Wiener Würstchen unter die Nase hältst.

 

Sophie übrigens auch nicht.

Trotz Atomuhr.

 

 

 

 

Jetzt ist doch Fressenszeit, oder?

Was gehört alles zu einem strukturierten Tagesablauf?

Alles, was so in Deinem Alltag (und dem Deiner Fellnase) anfällt.

 

Gaaaanz wichtig:

  • Anzahl und Zeitpunkt der Mahlzeiten

Okay, hier wird mir zum Beispiel Herr Rütter gleich mal widersprechen.

Viele seiner Lösungsansätze für problematische Mensch-Hund-Beziehungen beinhalten nämlich die Arbeit mit dem Futterbeutel.

Einfacher Ansatz: Hund muss ab sofort für sein Fressen arbeiten, und zwar mit gutem Verhalten. Direkt am Mann, sprich am Herrchen. Aus dem Napf gibt's so lange nichts mehr, bis der Hund kapiert hat, dass er keinen Chihuahua fressen darf.

Schon gar nicht den vom Nachbarn.

 

Im Ernst, die Sache leuchtet mir schon ein.

Gutes Verhalten muss sich lohnen.

Wir haben die Technik selber (noch) nicht ausprobiert, weil wir mit Sophie bis jetzt kein Problem hatten, das nach Fütterung aus dem Futterbeutel schrie.

 

Aber - hier kommt das große 'Aber' ... Viele, die auf eigene Faust diese Technik ausprobiert haben, berichten in den üblichen Internet-Foren, dass ihre Hunde plötzlich noch viel aufgedrehter und nervöser sind als vorher. Sie scheinen sich eher darauf zu konzentrieren, genügend zu fressen zu bekommen - ganz nach dem Motto: weiß ich denn, ob's nachher noch was gibt? Napf ist dauernd leer, und das bisschen Futterbeutel ...

 

Vielleicht liegt's daran, dass die Übung nicht im Sinne des Erfinders ausgeführt wurde, vielleicht aber auch daran, dass sich ein Hund im Grunde seines Herzchens Stabilität wünscht. Und da steht die volle Futterschüssel zu den gewohnten Zeiten garantiert an erster Stelle. 

 

 

 

 

Futter deluxe ...

 

Wo wünscht sich der Hund denn noch Routine?

 

Na klar, beim Gegenteil vom Fressen, also:

  • Zeitpunkt und (ungefähre) Dauer der Gassi-Gänge

Natürlich ist hier nicht gemeint, mit der Stoppuhr in der einen und dem GPS-Gerät in der anderen Hand stumpf jeden Tag zur exakt gleichen Zeit die exakt gleiche Runde zu drehen. Nichts ist öder, als jeden Morgen auf die Minute genau den gleichen Baum anpinkeln zu müssen. Abwechslung bedeutet Spannung, Abenteuer - aber eben nur, wenn es als Gegengewicht auch eine verlässliche, bekannte Routine gibt.

 

Und das heißt eben auch, dass die Verdauung darauf vertrauen darf, in regelmäßigen Abständen ihre Abschlussarbeit präsentieren zu dürfen.

 

Und die Fellnase freut sich noch mehr über den 'besonderen' Ausflug an den Baggersee, wetten?

 

 

 

 

'He! Nich gucken!'

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Was gehört denn noch in den Hunde-Alltag?

 

Natürlich die:

  • Ruhezeiten

Klingt für Nicht-Hundehalter zwar komisch, aber wenn Du auch eine kleine Fellnase daheim hast, die eher zu den quirligen Typen gehört, dann weißt Du sicher, was ich meine.

Ein Hund braucht seine Auszeiten.

Zeiten, in denen er einfach nur rumliegen und dösen darf.

Zeiten, in denen er nicht hochgepusht wird.

 

Ich bin zum Beispiel mit Sophie überein gekommen, dass ich vormittags ungestört (also meistens ungestört :-) ) am Laptop arbeiten darf. Sie verzieht sich dann in eines ihrer (yeah!) vier Körbchen und pooft.

 

Wenn wir irgendwo zu Besuch sind oder sonst irgendwas Ungewohntes im Haus passiert, ist das Mäuschen erstmal mittendrin statt nur dabei (und zwar im Mittelpunkt :-) ). Dann meldet sich aber ziemlich schnell ihre eingebaute Atomuhr und erinnert sie daran, dass jetzt eigentlich Ruhezeit auf dem Programm steht. Also sucht sie sich ein Plätzchen zum Hinlegen, hängt ihr 'Bitte nicht stören'-Schild auf und schläft ein.

Braves Mädchen.

 

 

 

 

'Ich kann übrigens auch im rechten Winkel poofen ... '

Kein Vorteil ohne Nachteil

Oh ja.

Die Sache wär doch zu schön. Ausgeglichener, entspannter Hund dank fester Essenszeiten, Gassirunden, Sporteinheiten, Spielstunden.

Ausgeglichener, entspannter Hundehalter dank ausgeglichenem, entspannten Hund.

 

So viel zur Theorie.

 

Die Sache hat nur leider einen Haken.

 

Zu viel Routine ist auch nix.

Nämlich dann, wenn sich unser Tagesablauf großformatig ändert - sprich: ich beispielsweise auch nach dem Routine-Mittagsschläfchen ab drei Uhr irgendwas erledigen muss. Blog-Beiträge schreiben, die ich schon längst fertig haben wollte, alles Mögliche rund ums neue Buch erledigen, was schon jenseits der Deadline liegt, Unterlagen für die fällige Steuerklärung zusammensuchen etc. etc. etc. 

 

Das Mäuschen sieht Frauchen blöd vor dem Kasten sitzen und leise vor sich hin fluchen, guckt auf seine eingebaute Atomuhr und - fordert sein Recht.

 

Das Recht auf Ballspielen. Das Recht auf fröhliche Jagdspiele quer durchs Wohnzimmer. Das Recht auf Bauch-Kraulen (aber nur ganz kurz, wenn sonst keiner guckt). Das Recht auf ...

Ach, einfach auf alles, was so ein Hunde-Mensch-Ding ausmacht.

 

Da kann ich dann noch so jammern und betteln, Knabberknochen zur Ablenkung reichen (das Äquivalent zum Schnuller), die Tür hinter mir verrammeln und mir Karotten in die Ohren stecken: 

Mäuschen weiß, dass der Nachmittag ihr gehört (also wenigstens ein großer Teil davon).

 

Und versuch mal, Dich auf die Steuererklärung zu konzentrieren, wenn eine Bichon frisé-Prinzessin der Meinung ist, dass es höchste Zeit für Spaß ist - und zwar JETZT!

 

 

 

 

Ich.Will.Spaß.

JETZT!

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So, ich muss hier leider schließen.

Es ist 17.58 Uhr.

2 Minuten vor Abendessen für Sophie.

 

Ich habe seit genau anderthalb Minuten eine Quengeltante neben mir hüpfen, die mir ihre feuchte Nase ans Schienbein donnert.

 

Zu viel Struktur ist wirklich auch nicht immer das Wahre.

 

In diesem Sinne, Mahlzeit.

 

Und natürlich viele liebe Grüße von  

P.S.:

Wie läuft denn Dein Alltag mit Fellnase? Gibt es eine Routine, oder lasst Ihr jeden Tag auf Euch zukommen? Welche Erfahrungen hast Du mit 'festen Zeiten' gemacht?

 

Schreib mir doch, wie Ihr das bei Euch so managed - ich freu mich!

Und Sophie natürlich auch.

Ich lese ihr selbstverständlich immer alle Kommentare vor. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Lisa (Donnerstag, 26 April 2018 10:48)

    Vielen Dank für diesen ehrlichen Beitrag! Mein Freund und ich kennen dieses Gewissensdilemma auch zu gut…wir fahren super gerne mit unserem Carlos weg, aber es ist auch echt mal entspannend ohne. Vor allem, wenn es wie bei dir auf eine Kreuzfahrt geht oder so wie bei uns nach Bali (*freu*), da kann Hund einfach nicht mit. Ich finde es auch nicht verwerflich…Zum Thema „Mag der Hund den Hundesitter“ haben wir es vor unserem ersten Urlaub so gemacht, dass Carlos schon eine ganze Weile vorher unsere Hundesitterin kennengelernt hat und sich so auch an sie gewöhnen konnte. Das war für uns persönlich die beste Lösung und die liebe Sarah ist somit zu unserer Hundesitterin des Vertrauens geworden :)
    Und wenn es mal in den Campingurlaub geht, kommt Carlos natürlich mit. Dabei kann ich nur sehr die Beratung von <a href="https://www.aquatop-aachen.de" target="_blank" title="Aquatop - Zoofachgeschäft für Hundebedarf">Aquatop</a> weiter emfehlen!
    Liebe Grüße an dich und Sophie
    Lisa mit Carlos