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Rückschlag beim Leinentraining

Leinentraining

Tarishart @ pixabay.com


Feenstaub und Einhornglitzer

Heute: Rückschlag beim Leinentraining

Es wird Zeit für eine neue Blog-Kategorie.

 

Sie heißt 'Feenstaub und Einhornglitzer' beziehungsweise 'Anspruch und Wirklichkeit' – oder auf gut deutsch: 'Mein Hund macht mich wahnsinnig'.

 

Die Idee zu dieser Kategorie kam mir heute Morgen auf dem Gassigang.

 

Besser gesagt auf dem Rückweg, als ich mit zusammengebissenen Zähnen und dampfenden Ohren neben einer Sophie marschierte, die wenigstens so tat, als hätte sie ein schlechtes Gewissen.

 

Ach, in diesem Moment wünschte ich mir ganz viel Feenstaub und Einhornglitzer in der Luft. Dieses Seelenhund-Supermensch-Dings. Der beste Freund hat vier Pfoten, mein Hund versteht mich auch ohne Wort, und so.

 

In der Realität übertönte gerade Wagners 'Walkürenritt' das Vogelgezwitscher und Bienengesumm (wenigstens in meinem Kopf), und ich befand mich in einem seelischen Zwischenstadium. Kurz vor ordentlichem Wutanfall, hysterischem Heulkrampf und totaler Panik.

Und zwar alles gleichzeitig.

Oh, ich hab die Selbstzweifel vergessen. Diese kleine, gemeine Stimme, die einem ins Ohr zischt, dass der Schuldige immer an dem Ende der Hundeleine hängt, das keinen Karabiner hat.

 

 

 

 

 

Das perfekte Leben - dank Insta & Co.

Polymanu @ pixabay.com

Eigentlich sollte ein Blog ja den Instagram-Grundsätzen folgen: alles supi, alles hübsch. Perfekte Selfie-Fotos vor der Latte Macchiato-Tasse mit Kakao-Schmetterling auf dem Milchschaum.

Aber – hey! Insta ist leider nicht das echte Leben. Schon gar nicht mit Hund.

 

Und weil ich weiß, dass es genügend Leute da draußen gibt, denen es genauso geht, hab ich mir diese neue Kategorie überlegt. Kleine Geschichten aus der Reihe 'Eigentlich wollte ich ...'.

Zum mitfühlen, nicken und dann dem eigenen Hund die Ohren kraulen nach dem Motto 'Siehste, wir sind doch nicht allein mit unseren Problemchen'.

 

Heute ist aus aktuellem Anlass der perfekte Tag für den Start dieser Reihe. Und zwar mit dem Thema 'Rückschlag beim Leinentraining' oder 'Warum kann’s denn nicht einfach mal Insta sein?'

 

Seit gut drei Tagen arbeite ich am neuen Blog-Beitrag - die Rezension eines richtig tollen Ratgebers zum Thema 'Leinenführigkeit‘.

 

Mops an der Leine

 

 

 

 

'Och, nich schon wieder Leinentraining ...'

StockSnap @ pixabay.com

Ohne zu viel zu verraten: das Buch ist wirklich gut.

Vor allem die Übungen.

 

Und da Sophie und ich zwar schon ganz gut zusammen unterwegs sind, aber doch noch ein paar kleine Baustellen haben, hatte ich mir für heute Morgen vorgenommen, gleich mal eine der Grundübungen zu testen. Erstens muss ich doch wissen, ob funktioniert, was ich da so schön empfehle, zweitens tut uns ein bisschen mehr System beim Gassigang wirklich gut, und drittens – drittens ritt mich einfach wieder der Teufel namens 'Das packen wir doch mit links'.

 

Die Rahmenbedingungen waren ideal.

Ein herrlicher Morgen kurz vor sieben Uhr, Sonne, knappe zehn Grad, leichter Südwestwind. Hund noch leicht verschlafen, aber gut drauf, genauso wie Frauchen. Anmarsch auf Testgebiet (kein Autoverkehr, von Bäumen umsäumt, ideal zum ungestörten Üben) problemlos, nur schwache Schnüffel-Ausflüge in die Wiese, Hund jederzeit ansprechbar.

Perfekt.

 

Bis zu dem Moment, als ich Stufe eins der Übung startete: Umstellen von Geschirr und (Schlepp)Leine auf Halsband mit kurzer Leine. Davor noch schnell den vollen Poo-Beutel in den Abfalleimer werfen und Sophie im Sitz warten lassen. Hat sie auch gemacht.

Und zwar so brav, dass mir der Master-Fehler unterlaufen ist: Ich wollte ihr noch ein paar Meter Freilauf gönnen, bis wir wie im Buch beschrieben mit der Übung an der Leine anfangen.

 

Freilauf wie sonst auch immer an dieser Stelle. Ein paar Meter vor, neben oder hinter mir, mit der Erlaubnis zum Schnüffeln unter Aufsicht. Hin und wieder ein kurzer Rückruf, kleine Übung wie 'Touch' (Nase in die Handfläche stupsen), oder ein paar Meter zusammen joggen.

Ich marschierte also los, positiv gestimmt bis in die Haarspitzen, in Gedanken schon bei der Übung, die wir zusammen ja so was von super stemmen würden ...

 

Bis mir auffiel, dass ich allein unterwegs war.

 

Der Vorteil an einem weißen Hund ist, dass man ihn auch durch dichteres Gestrüpp ganz gut erkennen kann. Der Nachteil ist, dass man gleichzeitig genau mitkriegt, dass der Hund auf den Rückruf hin zwar den Kopf hebt, aber dann weiter sein Ding macht.

 

Gut, kann passieren. Einfach ein paar Schritte näher hin und nochmal rufen. Die Ablenkung ist im Moment einfach zu groß. Der Reiz auch und – he! Scheiße, was frisst sie da gerade?!?!?

 

 

 

 

 

Echt jetzt?!?

katemangostar @ freepik.com

In so einem Moment kann ich Usain Bolt um mindestens zweizehntel Sekunden auf fünfzig Meter schlagen.

 

Erst vorgestern sind wir auf unserem Ausflug ins Nagoldtal an einem Schild der Polizei vorbeigekommen, auf dem vor Giftködern gewarnt wurde. Und Sophie gehört zur Gattung des canis staubsaugerensis - mit Einkreuzung von canis müllschluckerensis.

 

Der Kampf um Pferdebollen, Kaninchenknödel und Igelwürstchen ist zwar schon besser geworden, aber ganz kann sie ihre Finger (beziehungsweise Zähne) immer noch nicht davon lassen. Natürlich haben wir auch schon gezielt Anti-Giftköder-Training mit ihr gemacht. Aber im Ernstfall lege ich nicht die Hand dafür ins Feuer, dass sie das vergiftete Wienerle mit Nichtachtung straft.

 

Was mich heute Morgen noch schneller hat rennen lassen, war die Erkenntnis, dass Sophie ziemlich tief im Gebüsch steckte - normalerweise achtet sie dann doch auf ihre Frisur, wenn's zu wild wird.

Sprich: die Verlockung musste echt groß sein.

 

Tja, ich war zwar schneller als Usain Bolt, aber langsamer als Sophie. Als ich mich endlich zu ihr durchgekämpft hatte, schluckte sie gerade den Rest runter. Von was, konnte ich nicht mehr erkennen.

Vergiss 'Drop', 'Tausche' oder wie die ganzen Kommandos heißen, auf die Sophie nur das ausspuckt, was ihr nicht wichtig ist.

Was sie hat, hat sie.

 

Aber wenigstens ein scharfes 'Nein!' gab’s als Antwort auf die Aktion. Und dann: Leine dran und Rückmarsch.

Mit so einem hohen Puls trainieren geht nicht – und Sophie weiter draußen Party machen lassen, als wär nix gewesen, erst recht nicht.

 

Ich weiß, ein Hund braucht Lob und Tadel situationsgenau. Trotzdem glaube ich, dass Sophie ganz genau weiß, warum Frauchen gerade aus der Nase dampft und die Mundwinkel nach unten zieht.

Auf dem Weg zurück war sie nämlich wieder ganz der Superhund, der sie sein kann.

  

Tja, eigentlich sollte ich jetzt gerade am neuen Buch arbeiten. Stattdessen sitze ich wie auf Kohlen da und habe das Auge ständig auf Sophie und vor allem ihren Gesundheitszustand.

Bis jetzt ist sie außer einem sichtbar schlechten Gewissen (ja, das kann ein Hund wirklich haben! Oder wenigstens so tun, als ob) so wie immer.

 

Ich kann bloß hoffen, dass das so bleibt.

Bichon frisé Sophie

 

 

 

 

'Aber ich hab doch gar nix gemacht ...'

Ach ja, ich hab mir übrigens gleich wieder einen Ratgeber bestellt: 'Mein Hund macht, was er will' von der bekannten Hundetrainerin Katharina Schlegl-Kofer.

Das wird die nächste Buchbesprechung - bei dem Titel muss der Ratgeber was bringen ...

 

Und morgen starte ich den nächsten Versuch mit dem Leinentraining.

Aber an einer anderen Stelle und mit mehr Konzentration.

  

So, das war schon mein erster Beitrag zum Thema 'Schöner scheitern mit Hund'.

Wie läuft's bei Dir und Deiner Fellnase? Könntest Du auch manchmal im Viereck tanzen, weil genau dann nichts funktioniert, wenn's drauf ankommt? Gibt's bei Dir auch Situationen, in denen Du eine Riesenportion Feenstaub und Einhornglitzer gebrauchen könntest?

 

Dann schreib mir doch bitte gleich! Ich freue mich, Deinen Gastbeitrag vorzustellen.

 

Bis dahin, alles Gute für Dich und Deine Fellnase, 

Ach ja, bevor ich's vergesse: melde Dich doch gleich hier für meinen Erinnerungsservice an.

So verpasst Du nie mehr einen Beitrag! 

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Kommentare: 1
  • #1

    Nancy (Dienstag, 08 Mai 2018 19:35)

    Ja, das mit der Leine ist so eine Sache. Da muss man stur sein, aber selbst das hilft nicht immer.
    Pepper wird im Juli 5 und fängt jetzt erst an, auch bei Hunden die ihr nicht passen, die kühle Schulter zu zeigen, wenn sie an der Leine ist.
    Obwohl ich alles mir mögliche immer getan habe, das sie dabei ruhig ist. (Dafür ist sie sonst an der Leine nahezu vorbildlich. Natürlich aber auch nicht immer 100%)
    Wir üben zur Zeit das Nebenherlaufen beim Farradfahren.
    Das ist auch die totale Katastrophe.
    Zu schnell, zu langsam, zur Seite springen, ständiges Seitenwechsel, anhalten... Daran haben wir beide zu knabbern.
    Fühle also mit dir und drück euch einfach mal. ❤
    Halte durch, es wird besser.