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Roadtrip-Abenteuer Island 2021 Teil 3 (und leider immer noch ohne Hund)


Roadtrip-Abenteuer Island - Teil 3

Einmal rund um Island auf eigene Faust

Island auf der Ringstraße 'erfahren' - immer ein Erlebnis!

So, los geht's mit dem dritten (und leider schon letzten) Teil unserer diesjährigen Bucket list-Reise nach Island.

 

Wie sagt man so schön? Das Beste kommt zum Schluss ...

 

Das trifft auf unseren Roadtrip einmal rund um Island auf der berühmten Ringstraße allerdings nicht so ganz zu, finde ich - denn jeder einzelne Tag der Reise war einfach nur WOW!

Aber urteile einfach selbst: Auf geht's von Egilsstaðir über Akureyri und Reykholt in die wundervolle Hauptstadt Reykjavik, die allein schon einen ausgiebigen Besuch wert ist.

 

Wenn Du doch nochmal vergleichen willst 😎 - hier kannst Du Teil 1 und Teil 2 der Island-Reise nachlesen.

 

Jetzt aber ab in Teufels Küche ...

Tag 5: Egilsstaðir - Akureyri

In Teufels Küche, Mücken-Paradiesen und Elfen-Gärten

 

On the road again ... 🎵

Bei herrlichem Sonnenschein fahren wir westwärts quer durchs Land, immer am träge dahinfließenden Jökulsá á Brú-Fluss entlang. Die sanften, grünen Hügel mit den weit verstreuten Gehöften und hübschen Wasserfällen wie dem Rjúkandafoss verwandeln sich langsam in eine karge Landschaft, bis am Horizont ein riesiges Lava-Feld mit vielen kleinen und größeren Vulkanen in Sicht kommt

 

Die Wüste Nevadas? Nein, Island!😁 

Wie aktiv die Geothermie hier ist, erkennt man schon allein an den vielen Dampfwölkchen, die überall aus dem Gestein in den blauen Himmel steigen. Unbedingt empfehlenswert: Ein Stopp am Námafjall Hverir, dem etwas unscheinbar ausgeschilderten Fumarolenfeld auf der linken Seite kurz vor dem Anstieg Richtung Mückensee.

 

Kochende Schlammbecken in grau, blau und grün, aus denen es dampft, sprudelt und blubbert (und herrlich nach faulen Eiern stinkt) – hier kann man der Erde noch bei der Arbeit zusehen.

 

Beim Aussteigen wundern wir uns über die vielen Menschen, die eine Art Gemüsenetz über den Kopf gezogen haben. Als uns gleich darauf der erste Mückenschwarm überfällt, wundern wir uns nicht mehr. Die kleinen Biester stechen zwar nicht, sind aber sehr, sehr anhänglich. Tief Einatmen geht nur, wenn ein Windstoß weht … 

 

Ja, hier riecht's wirklich so streng, wie's aussieht!

Von hier aus kann man schöne Wanderungen unternehmen, aber da wir eine ‚richtige‘ Vulkan-Besteigung gleich ums Eck vorhaben, biegen wir bei der kleinen Gemeinde Reykjahlíð von der Ringstraße ab und fahren südlich auf der 848 die dreieinhalb Kilometer direkt am Myvatn, dem Mückensee (Nomen est omen), entlang bis zur Abzweigung zum Vulkan Hverfjall.

 

Auch wenn die Zufahrt über eine staubige Schotterpiste bis zum Parkplatz mit Info-Zentrum ziemlich abenteuerlich ist und der Aufstieg auf dem rutschigen, schwarzen Lava-Sand ordentlich den Puls in die Höhe treibt: Der Blick in den Krater mit seinem inneren Mini-Krater ist jede Anstrengung wert.

 

Für eine Umrundung auf dem schmalen Grat sollte man sich bei schönem Wetter unbedingt Zeit nehmen. Etwa drei Kilometer herrliche Ausblicke über den Myvatn-See, die Lava-Felder und das Pendant zur Blauen Lagune, das Naturbad Jarðböðin við Mývatn mit seinem milchig-bläulichem Wasser, lassen Seitenstechen und Mücken sofort vergessen!

 

Wer übrigens die holprige Fahrt scheut oder sich den steilen Aufstieg nicht zutraut: auf der nächsten Etappe wartet mit dem Grábrók eine Mini-Ausgabe mit bequemen Holzstufen … 😁

 

Aussicht de luxe über den Mückensee (und hier oben weht zum Glück auch immer eine steife Brise, die die kleinen Biester vertreibt 🤩)

Schade, dass wir bis Akureyri noch über hundert Kilometer Fahrstrecke, einen wirklich göttlichen Wasserfall und eine tricky Pass-Straße vor uns haben. Am liebsten hätten wir uns eine Wellness-Auszeit in dem warmen, mineralhaltigen Wasser des Myvatn-Bads gegönnt – doch für rund achtzig Euro Eintritt für zwei Erwachsene möchten wir das Bad (und vor allem die anschließend notwendige Ruhepause) ohne Zeitdruck genießen.

 

So also setzten wir uns wieder in unseren niedlichen Aygo, der uns schon richtig ans Herz gewachsen ist, und lassen uns von ihm am See vorbei nordwärts Richtung Goðafoss kutschieren, der nach knapp fünfzig Kilometer ziemlich überraschend auf der linken Straßenseite auftaucht.

 

Der Goðafoss, übersetzt ‚Wasserfall der Götter‘, hat seinen Namen übrigens nicht unbedingt wegen seiner Größe verdient, obwohl die über mehrere Stufen herabdonnernden Wassermassen in ihrer Breite wirklich beeindruckend sind. Er stürzt auch nicht dramatisch von einer hohen Gebirgskette herab, sondern bricht eher unerwartet aus der Schlucht heraus. 

 

Der Goðafoss - wirklich ein göttlich schöner Wasserfall! Von oben ...

 

... und von unten!

In der isländischen Geschichte spielt er trotzdem eine sehr große Rolle, denn hier warf ein Mann namens Þorgeir der Sage nach seine heidnischen Götterbilder ins Wasser, nachdem er vom AlÞing in Þingvellir (ja, genau dort, an unserem ersten Ausflugsziel) beauftragt worden war, für ganz Island eine Religion festzulegen. Er entschied sich nach längerem Nachdenken für die christliche und schickte die alten Götter zum Teufel bzw. ins Wasser.

 

Wir gönnen uns in der warmen Nachmittagssonne eine Pause und besuchen beide Seiten des Goðafoss mit seinen vielen Aussichtsplattformen und Picknick-Plätzchen – und schauen den vielen Insta-Models zu, die keinen Blick für den Wasserfall, dafür aber für coole Posen haben. Sogar ein Brautpaar wirft sich schnell in Schale, um direkt am Ufer ein paar Selfies fürs Hochzeitsalbum zu schießen. Respekt, wer‘s selber macht ...

 

Wer nicht nur sich, sondern auch ein bisschen Natur auf dem Foto haben will: die schönere Aussicht auf den hufeisenförmigen Goðafoss hat man auf der östlichen Seite, wo man auch den kleinen Felsenpfad zum Wasser hinuntersteigen kann.

 

Weiter geht es auf der letzten Tagesetappe nach Akureyri, wo wir uns dank schönstem Wetter und trockenen Straßen gegen die kostenpflichtige Tunnelfahrt und für die (kostenfreie) Pass-Route 84 entscheiden, die nur wenige Fahrminuten länger ist, dafür umso schönere Ausblicke auf die Stadt ganz am Ende des fast neunzig Kilometer tiefen Fjords namens Eyjafjörður bietet.

 

 

Schon fast arktisch: der Hafen von Akureyri hoch im Norden

Akureyri, die zweitgrößte Stadt Islands, ist das unbestrittene (Kultur)Zentrum im Norden. 

 

Malerisch von bewaldeten Hügeln eingerahmt, liegt die Stadt mit ihren hübschen alten Holzhäusern und den Gebäuden im Bauhaus-Stil direkt am Wasser, und bietet für Architektur-Begeisterte, Kunst-Liebhaber und Natur-Fans eine ganze Menge – und dank vieler uriger Kneipen, kleiner Geschäfte mit lokalen Produkten und toller Restaurants auch etwas für den Genuss.

 

Sogar einen Weihnachtsladen gibt es hier … 🎄

 

Akureyri muss man einfach ins Herz schließen! 😍

 

Selbst die schnöden Abfalleimer werden zum (gestrickten) Kunstobjekt!

 

Fehlt nur noch Pippi Langstrumpf, oder? 😍

Wahrzeichen der Stadt ist eindeutig die Akureyrarkirkja, die über der Stadt thront und mit den massiven Betonpfeilern ihren Architekten nicht verleugnen kann: Es handelt sich um den gleichen Samúelsson, der auch die Hallgrímskirkja in Reykjavik entworfen hat.

 

Leider ist sie geschlossen, so dass wir uns nicht die Reliefs im Inneren oder das berühmte Glasfenster ansehen können, das ursprünglich die Kathedrale von Coventry schmückte und nach deren Zerstörung im Zweiten Weltkrieg jetzt ein ehrwürdiges, sicheres Plätzchen hier in Island gefunden hat.

 

Von allen Seiten imposant und erstaunlich modern: die Kirche von Akureyri

Wir genießen den Blick über die Stadt (und den leicht halsbrecherischen Anflug einer Passagiermaschine auf die Landebahn direkt neben der Fjordbrücke) von einer weiteren Besonderheit: dem nördlichsten Botanischen Garten der Welt.

 

Fast versteckt liegt der Lystigarðurinn (was für ein netter Name!) südlich der Kirche auf dem Hügel und verzaubert uns sofort: Während rund um das kleine Café viele Besucher gemütlich in der Abendsonne sitzen und bei Kaffee und Kuchen entspannen, sind wir nur wenige Meter entfernt praktisch für uns allein. Zwischen den Bäumen blinken die ersten Lichterketten auf und tauchen die Wege und Brunnen in ein magisches Licht.

 

Hier tanzen in lauen Sommernächten bestimmt Feen und Elfen über die Wiesen …

 

Ein echter Feengarten - in der anbrechenden Dunkelheit besonders schön ...

Wir bummeln am Wasser entlang zwischen schnatternden Wildgänsen zurück zum Hotel, bewundern die vielen, hübschen Holzhäuschen aus den Anfangstagen der Stadt, werfen einen Blick auf die moderne Konzerthalle direkt am Hafen und wünschen uns, wir könnten noch etwas länger hierbleiben ...

 

Kein Wunder, dass sogar die Ampeln in Akureyri bei Rotlicht ‚Herz‘ zeigen!

 

 

Sogar die roten Ampeln zeigen hier Herz ... 💖

Tag 6: Akureyri – Reykholt

Wasserfälle, Wellness – und ein Mord …

Heute steht die längste Etappe auf dem Plan: Rund 320 Kilometer Strecke liegen vor uns, und so nehmen wir schon ziemlich früh sehr wehmütig Abschied von Akureyri. Die Ringstraße führt noch eine ganze Weile westwärts an der Küste entlang und schenkt uns herrliche Blicke auf tiefe Fjorde und lange Strände, bevor wir nach Süden abbiegen und die Gegend wieder bergiger wird. 

 

Wohnen für Individualisten - schön, aber sehr einsam!

Leider hat das Seehund-Center in Hvammstangi, einem kleinen Ort etwas abseits der Route in der Bucht von Miðfjörður gelegen, noch nicht geöffnet, als wir zur Abzweigung kommen. Wir trösten uns damit, dass wir Robben ja schon in der Gletscherlagune von Jökulsárlón ‚live‘ erlebt haben, und fahren weiter, vorbei an den ausgedehnten Weiden, auf den die stämmigen, kleinen Islandpferde friedlich vor sich hin grasen.

 

Der naheliegende Begriff ‚Pony‘ beleidigt einen Isländer übrigens bis aufs Blut und gehört daher unbedingt auf die ‚Don’t-Liste‘, wenn man nicht als Zielscheibe für ein paar frische Pferdeäpfel dienen möchte. 😁

 

Schade, dass unser Zeitplan keinen Ausritt zulässt - auf dem Pferderücken die einsame Natur, die raue Vulkanlandschaft und die imposanten Wasserfälle entdecken, ist bestimmt ein einmalig schönes Erlebnis. Wir merken uns auch diesen Punkt für den nächsten Island-Besuch vor und lenken uns mit einem kleinen, aber feinen Halt am Grábrók, der zwar nicht ganz so hoch ist wie sein großer Bruder am Tag zuvor, aber dafür eher noch ein Geheimtipp. Farbenfrohe Moose und Flechten wachsen auf dem schwarzen Lava-Gestein, und wer’s eher gemütlich mag, ist hier auch richtig aufgehoben: Holzstege und -treppen führen ganz bequem auf den Kraterrand hoch, der in etwas mehr als einer Viertelstunde lässig umrundet werden kann. 

 

Ein Vulkan mit Treppe - was kommt als nächstes? Ein Vulkan mit Aufzug??? 😂

Berüchtigt ist der Grábrók und seine vulkanischen Kollegen für eine steife Brise, die einem hier oben ganz schön frisch um die Ohren wehen kann.

 

Der Ausblick auf die karge, ursprüngliche Lava-Landschaft mit ihren bunten Farbschattierungen ist aber jede Bö wert, und nur ein paar Meter weiter kann man sich in dem gleichnamigen Rasthaus sofort wieder aufwärmen. Hier soll es übrigens phantastische Pasta-Gerichte geben – schade, dass wir unseren Schokokeks-Vorrat aufarbeiten müssen …

 

Trotz Schmuddelwetter ein imposanter Ausblick

Von hier aus sind es nur noch eine halbe Stunde Fahrzeit bis zum Tagesziel, dem Fosshotel Reykholt, das in der gleichnamigen, auf den ersten Blick etwas verschlafen wirkenden Ortschaft liegt.

 

Dabei ist Reykholt quasi eine Pilgerstätte für die Isländer, denn hier lebte, schrieb und starb im 13. Jahrhundert der Gelehrte, Dichter und Politiker Snorri Sturluson. Wir lassen ihn und seine Geschichte aber erst mal im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und zuckeln an Reykholt vorbei, um den Wasserfällen Hraunfossar und Barnafoss einen Besuch abzustatten, die knapp 20 Kilometer weiter östlich Richtung Husafell praktischerweise genau nebeneinander an der Route 518 liegen.

 

Das Besondere an den beiden? Während der Barnafoss neben einer traurigen Sage, die von einer verzweifelten Mutter und ihren beiden ertrunkenen Söhnen handelt, besonders dramatische Stromschnellen aufweist, die durch die enge Felsschlucht donnern, sprudelt der Hraunfossar auf einer Länge von über 700 Metern praktisch wie ein breiter Wasservorhang aus den porösen Basaltschichten. Islands Natur sorgt hier wieder mal für einen echten Wow!-Effekt ...

 

Von der Fußgängerbrücke aus, die sich über die Schlucht spannt, hat man einen tollen Blick auf beide Wasserfälle – es gibt aber auch verschiedene kleine Aussichtsplattformen, die man in wenigen Minuten ‚ablaufen‘ kann.

 

Der Hraunfossar sprudelt direkt aus der Ebene heraus

Und hier in seiner ganzen (Panorama)Pracht ...

Jetzt wird es aber höchste Zeit für ein bisschen Kultur und ganz viel Wellness.

 

Dank Upgrade beziehen wir in dem stylischen Hotel ein größeres Zimmer im Neubau mit Blick direkt auf die beiden Kirchen und den alten Friedhof. Jetzt, am frühen Nachmittag, haben wir das Glück, die alte und die neue Kirche mit angrenzender Snorrastofa (einem Zentrum für Mittelalterstudien inklusive kleinem, aber toll gemachtem Museum mit Shop, der wirklich hochwertige Souvenirs anbietet – unbedingt mal reinschauen!) und die Überreste von Snorri Sturlusons Gehöft praktisch für uns allein zu haben. Dessen Grundmauern verbergen sich inzwischen leider wieder unter einer dicken, grasbewachsenen Erdschicht, so dass man nur mit etwas Phantasie und mit Hilfe der Schautafeln den berühmt-berüchtigten Keller erkennen kann, wo sich Snorri von angeblich stattlichen 70 Auftragskillern gleichzeitig umbringen ließ.

 

Besser in Schuss ist das Snorralaug, ein kleines, steinumfasstes Becken, dessen Boden wahrscheinlich noch Snorris Füße berührt haben – es gilt als das älteste Bauwerk Islands. 

 

Hot Pot à la Mittelalter

Dass hier wieder ordentlich Geothermie im Spiel ist, erkennt man nicht nur an den Dampfwolken, die aus diesem antiken Hot Pot aufsteigen, sondern auch an der Anzahl von Gewächshäusern, in denen Tomaten und anderes Gemüse geradezu wuchern.

 

Langsam fängt es zu nieseln an, und da uns der kuschelige Wellness-Bereich des Hotels mit Hot Pots und verschiedenen Saunen samt eigener Bar an der Feuerstelle lockt, machen wir nur noch einen kleinen Abstecher zu dem Wäldchen hinter der Pferdekoppel, das im Rahmen eines Wiederaufforstungsprogramms angelegt wird. Nach einem herrlich entspannten Hot Pot-Besuch und den leckeren Pasta im Pilzrahm fallen wir satt und glücklich ins Bett – im Schatten der alten Kirche, die ihr warmes Licht über den uralten Friedhof wirft.

 

Hier könnten wir es wirklich länger aushalten!

 

Nacht über Reykholt

Tag 7: Reykholt - Reykjavik

Vom Mittelalter ins 21. Jahrhundert

Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf die letzte Etappe unserer Rundreise – müssen wir wirklich morgen schon wieder nach Hause?

 

Auf dem Weg nach Reykjavik biegen wir kurz hinter Reykholt an dem Wegweiser mit dem Zungenbrecher Deildartunguhver ab: etwas unscheinbar eingebettet zwischen sanften, grünen Hügeln brodelt hier aus einer Felsspalte kochend heißes Wasser empor. 

 

Hier kann man seinen Tee direkt am Berg kochen ... 😄

Es dampft und blubbert mit beeindruckenden hundert Grad aus der größten heißen Springquelle Europas, und das rötliche Schimmern des Gesteins bildet einen tollen Kontrast zum satten Grün des Mooses und der Flechten. Wer mehr Zeit als wir hat, kann sich im futuristisch ganz in Schwarz gehaltenen Thermalbad von Krauma gleich neben den Quellspalten von dem positiven Effekt überzeugen – und gleichzeitig gesundes Bio-Gemüse aus den Treibhäusern mümmeln, das zur Selbstbedienung angeboten wird.

 

Wir sind leider noch satt vom Frühstück und fahren weiter, bis die Küste wieder in Sicht kommt. Man merkt, dass es Samstag ist – ungewohnt viele Fahrzeuge kommen uns entgegen. Mit Kanus auf dem Dach und Fahrrädern am Gepäckträger machen sich die Reykjaviker auf ins Wochenende und ihr Häuschen im Grünen. Wir entscheiden uns für einen kleinen Abstecher auf die Halbinsel Akranes im Schatten des mächtigen Akrafjall. 

 

Der Hafen von Akranes - die Fischer sind schon im Wochenende 😎

Die gleichnamige Kleinstadt ist jedem Fußballfan ein Begriff – wir interessieren uns mehr für die beiden malerischen Leuchttürme ganz an der Spitze der Halbinsel. Düstere Wolken hängen schwer über der rauen Küste, und der Wind pfeift uns eiskalt um die Ohren.

 

Kein wirkliches Badewetter, und so heben wir uns den Besuch des Hot Pots direkt am Strand Langisandur mit Abkühlung im Atlantik fürs nächste Mal auf – genau wie das Freilicht- und Heimatmuseum.

 

Hier hängt normalerweise der Stockfisch zum Trocknen - wahrscheinlich ist es heute sogar den Fischen zu regnerisch 😁

Jetzt wird‘s höchste Zeit für einen Bummel durch die Hauptstadt!

 

Nach einem kurzen Abstecher zum Fischereihafen fahren wir südlich weiter, bis wir wieder auf die vielbefahrene Ringstraße stoßen. Gleich hinter der Kreuzung wartet ein straßenbauliches Erlebnis der besonderen Art auf uns: der Hvalfjörður-Tunnel. Fast sechs Kilometer führt er unter dem Fjord hindurch – nichts für Menschen mit einer regen Phantasie (oder einer Klaustrophobie). 😱 Wir erfahren zum Glück erst hinterher, dass der Tunnel vor ein paar Jahren das Prädikat ‚mangelhaft‘ erhielt und damit auf den letzten Platz in Europa landete …

 

Immerhin wurde er zwischenzeitlich sicherheitstechnisch aufgerüstet und ist jetzt sogar mautfrei.

 

Ein Tunnel, der fast sechs Kilometer unter einem Fjord durchführt ... Warum sich lange mit Brückenbau aufhalten?!? 😂

Da die Betondecke hält, können wir bald darauf wieder im Tageslicht die Silhouette von Reykjavik am Horizont erkennen.

 

Erster Stopp: Der Warmwasserspeicher der Stadt. Klingt unspektakulär, ist aber ein echtes Must see! 

Perlan - die Perle. Die Isländer haben einfach ein Händchen dafür, Praktisches mit Schönem zu verbinden! 

Auch hier beweisen die Isländer mal wieder ihr Talent, Funktionelles mit Kreativem zu verbinden, und heraus kam Perlan, die Perle.

 

Wo andere Städte einen hässlichen Klotz in die Landschaft stellen, baut man hier auf sechs riesigen Tanks ein Gesamtkunstwerk mit (beleuchteter) Glaskuppel, das aktuell das Museum für Naturwunder samt echter Eishöhle, Ausstellungsräume und ein Planetarium beherbergt. Für den Hunger gibt es ein tolles Café im obersten Stockwerk, und wem das Adrenalin nach der Tunneldurchfahrt nicht reicht, kann auf der ZipLine über die Baumwipfel Richtung Öskjuhlíð zischen.

 

Absolutes Highlight ist aber natürlich die Besucherterrasse auf dem Dach, die einen gigantischen Rundum-Blick auf Reykjavik samt all seiner Wahrzeichen und die Umgebung bis hinunter auf die Reykjanes-Halbinsel garantiert. Im Gegensatz zur Alternative, einer Turmbesteigung der Hallgrímskirkja, sieht man von hier aus auch die Kirche selbst – schon allein deswegen lohnt die kurze Fahrt hoch auf den Hügel südlich der Innenstadt!

 

Wunderbare Ausblicke auf die Stadt und die gesamte Halbinsel garantiert!

Wir lassen uns vom klirrend kalten Nordwind die Wolken wegpusten und schauen eine Weile dem Gewusel auf dem Stadtflughafen zu, bevor wir die fünf Minuten Fahrt zum Hotel Miđgardur antreten, das schön zentral direkt an der Laugavegur, der bekannten Shoppingstraße Reykjaviks, liegt.

 

Von hier aus machen wir uns zu Fuß auf Erkundungstour durch die Innenstadt und das Hafengelände. Ganz Reykjaviks Zentrum ist gerade eine einzige große Baustelle, überall schießen moderne Glaspaläste in die Höhe, und jetzt, am Samstagnachmittag, ist gefühlt die ganze Stadt auf den Beinen – ganz zu schweigen von den Massen an Touristen. Wir bummeln vorbei an altehrwürdigen Museen, Instituten und Bankgebäuden, statten der berühmten Metall-Skulptur namens ‚Sonnenfahrt‘ an der Hafenpromenade einen kurzen Besuch ab, und bewundern das ultramoderne Konzerthaus Harpa mit seinen schimmernden Glaswabenfassaden.

 

Ein Wikingerschiff? Nein, die 'Sun Voyager' von Jón Gunnar Arnáson! 😎 

Einmal moderne Oper von innen - schick und mystisch!

Um den schönsten Blick auf das kantige Kunstwerk zu bekommen und noch ein bisschen mehr vom Flair des alten Hafens samt Werften und Fischfabriken mitzunehmen, machen wir uns auf den langen(und ich meine damit wirklich langen 😉) Weg zum Geheimtipp namens Þúfa, einem künstlichen, begrünten Hügel auf der anderen Seite, den man auf einem schmalen Spiralweg besteigen kann. 

Gut versteckt hinter einer Fischfabrik - aber einen Besuch wert (wenn man einen längeren Fußmarsch nicht scheut 😁)

Dafür hat man einen tollen Blick auf die Harpa und die Skyline Reykjaviks!

Hier in Reykjavik wird eben auch aus einem simplen Pier moderne Kunst!

 

Der Sculpture & Shore Walk führt vorbei an der kleinen grünen Lokomotive der ehemaligen Hafenbahn, den Walbesichtigungsbooten, die jetzt, außerhalb der besten Beobachtungszeit, gemächlich an den Stegen vor sich hin dümpeln, einer Werft, die gerade einen riesigen Fisch-Trawler auf Vordermann bringt, dem modernen Museum der Seefahrt - und ganz zu schweigen von den vielen schicken, kleinen Bars und Lebensmittelläden, die feinste Spezialitäten anbieten.

 

Allein das Hafengelände ist schon einen ganzen Tagesausflug wert … 

 

Pastell im Industriegebiet zwischen Fischfabrik und Schiffswerften - schööön ...

Hier das - Überraschung! 😁 - Schifffahrtsmuseum im alten Hafen

 

Leider vergeht die Zeit erbarmungslos, und so machen wir uns mit Abstechern zu den touristischen Hot Spots wie dem bekannten Rathaus am Tjörnin, dem Stadtsee Reykjaviks, und natürlich der Hallgrímskirkja mit ihren mächtigen Basaltsäulen aus Beton langsam wieder auf den Weg zurück ins Hotel.

 

Kleine Galerien verstecken sich in Seitensträßchen, die Bässe einer Live-Band hämmern durch die Luft, bunte Graffitis warten darauf, entdeckt (und natürlich fotografiert) zu werden – und die vielen Cafés und Bäckereien locken mit dem Duft süßer Versuchungen. 

Besser kann man's einfach nicht auf den Punkt bringen, oder? 😁

 

Reykjaviks Punkmuseum - stilecht im Keller 🤘

Isländer lieben's bunt! 😍

Ein gutes Schlusswort ... 😎

Wir trösten uns mit der Hoffnung, bald wieder herzukommen und für die Stadt mehr als einen Nachmittag Zeit übrig zu haben – und einem isländischen Bier abends im Hotel-Restaurant.

 

Isländer können nämlich nicht nur Natur, Kultur und Bankenkrise, sondern auch Schokolade und Bier.

 

Und zwar richtig gut.

Tag 8: Reykjavik - Frankfurt

Ein heißer Abschied von der Insel

Kurz nach drei beendet das Gedudel unseres Handy-Weckers eine sehr kurze Nacht: die Isländer haben eine erstaunliche Ausdauer beim Feiern – und gerne einen für die hiesigen Alkoholpreise noch erstaunlicheren Rausch.

 

Etwas verschlafen mümmeln wir den Early-Bird-Croissant zum heißen Milchkaffee, bevor wir zum letzten Mal Sack und Pack in den zierlichen Aygo wuchten. Jetzt, in den frühesten Morgenstunden, liegt die Straße nach Keflavik einsam und verlassen vor uns, aber schon kurz hinter der Stadtgrenze werden wir mit einem Schlag hellwach.

 

Vor uns, in der Nachtschwärze bestens zu erkennen, taucht ein roter Schimmer am Horizont auf, der immer heller und größer wird. Nach über einer Woche Ruhephase ist der Fagradalsfjall, Islands neuester, im wahrsten Sinne des Wortes heißer Hot Spot, plötzlich wieder ausgebrochen und überrascht uns mit einer gigantischen Lavaflut. Für eine kurze Zeit scheint der Himmel im Süden zu brennen, und wir freuen uns riesig, dass wir wenigstens von Weitem dem Vulkan bei der Arbeit zuschauen dürfen. 

Wenn der Vulkan im Rückspiegel aufleuchtet ... 🤩

Kaum sind wir an der Mietwagenstation angekommen, hüllt sich der Fagradalsfjall in eine dicke Regenwolke und knipst das Licht aus. Da wir uns aus einer Bierlaune heraus (wie gesagt, Islands Brauereien verstehen ihren Job! 😁) für den Heimflug das Upgrade für die Saga-Class gegönnt haben, können wir jetzt die bereits extrem langen Schlangen an den Schaltern umkurven und ganz entspannt einchecken. Nach einem kurzen Shoppingbummel (‚nur mal schnell gucken!‘) machen wir es uns in der Icelandair-Lounge mit Frühstück Nummer 2 bequem und schauen dem Regen zu, der an die Panoramafenster platscht.

 

Es wird Zeit, auf Wiedersehen zu sagen …

 

Bless, Island, bis bald und danke für die vielen wunderbaren Erlebnisse!

So, das war's. Eine Woche Island, randvoll mit wunderbaren Erlebnissen, gigantischen Ausblicken, leckerem Essen, netten Menschen, freundlichen Schafen - ach, ich könnt' mich gleich wieder in den Flieger setzen! Schade, dass man die Insel mit Hund so schlecht besuchen kann (bzw. eine sehr lange Quarantäne auf sich nehmen muss). Ich bin mir sicher, Sophie hätte einen Riesenspaß beim Klettern auf Vulkanen, Toben am Strand und Chillen im gemütlichen Hotel gehabt.

 

Aber man soll/darf/kann ja auch wirklich mal ein paar Tage Urlaub ohne Hund machen, wenn die Betreuung zuhause perfekt organisiert ist - dann ist die Wiedersehensfreude umso größer! Und im kommenden Jahr 2022 wird es hoffentlich reisetechnisch wieder einfacher, damit wir alle zusammen mit unseren Fellnasen die Welt entdecken können.

 

Hast Du schon Reisepläne? Oder bist Du vielleicht sogar gerade (mit oder ohne Fellnase) an einem wunderbaren Ort unterwegs? Lass uns einen netten Kommentar da - Sophie und ich freuen uns immer riesig über liebe Post!

 

Alles Gute für Dich und Deinen Hund, auf ein besseres 2022 und bis bald im neuen Jahr sagen

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