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Hund, ich hab gerade leider gar keine Zeit für dich!


Hund, ich hab gerade leider gar keine Zeit für Dich!

Oder: Wieviel Zeit kostet eigentlich ein Hund?

Sophie, ich hab leider gerade überhaupt keine Zeit für dich ...

Vorsicht! Dieser Artikel kann Spuren von Jammer und Winsel enthalten!

 

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie den kompletten Beitrag und fragen Sie Ihren Psychiater oder Hundetrainer.

 

'Zu spät. Mir geht's jetzt schon richtig mies.'

„Hund“, sagte ich und sah Sophie mit einem Blick an, der gleichzeitig mitfühlendes Bedauern und resolute Konsequenz ausdrücken sollte, „ich hab leider gerade überhaupt keine Zeit für dich.“

 

Sophie hörte sich den Satz bis zu Ende an – sie ist schließlich ein höflicher Hund, der Wert auf gutes Benehmen und harmonisches Miteinander legt (besonders, was das Thema ‚pünktliche Mahlzeiten‘ und ‚Leckerli-Gabe im Minutentakt‘ betrifft).

 

Dann drehte sie sich um, wackelte aus dem Wohnzimmer, wo ich auf dem Sofa kauerte und mit Superhero-Herrchen im Krankenhaus via WhatsApp chattete und ganz viel Trost spendete, den ich selber auch brauchte, und kam mit BALL im Mäulchen wieder zurückmarschiert. 

 

'Frauchen, spielst Du mit mir Ball? Och, bitte ...'

Wenn einer in diesem Haushalt kein Verständnis für depressive Anwandlungen, krankheitsbedingte Ausfälle oder einen unter Tonnen von supereiligen Arbeitsaufträgen zusammenbrechenden Schreibtisch hat, dann ist das der Hund.

 

Ich kürze die nächsten Minuten ab, in denen ich wie ein Mantra obigen Satz wiederholte und Sophie ebenfalls mantragleich den Ball unters Sofa kickte und anschließend in ein herzzerreißendes Fiepen ausbrach. Sie weiß einfach, wie sie mich kriegt.

 

Also erklärte ich Superhero-Herrchen mit vielen Verzeih mir-Smileys, dass ich leider gerade überhaupt keine Zeit für ihn hätte, und ging mit Sophie eine Runde Gassischleichen.

Und dabei brabbelte ich – das ist ein Vorteil der ländlichen Umgebung hier – leise vor mich hin, ohne dass ich gleich eine Verhaftung wegen Störung der öffentlichen Ordnung fürchten musste.

 

Ich brabble gern vor mich hin, wenn ich allein mit Sophie unterwegs bin. Hin und wieder tut Sophie so, als würde es sie interessieren, was Helikopter-Frauchen schwadroniert, aber ich fürchte, sie checkt nur ab, ob irgendwann das Wörtchen ‚Leckerli‘ auftaucht.

 

An diesem Nachmittag hatte ich aber ein anderes Thema mit mir auszudiskutieren (jaaaa, Leckerli gab’s natürlich trotzdem, keine Sorge!) – und zwar die Frage ‚Wieviel Zeit kostet eigentlich ein Hund?‘

Ein Hund kostet ...

… und zwar nicht nur Geld, sondern auch Zeit.

 

Mehr oder weniger viel Zeit.

 

Auch dann, wenn man sie eigentlich gerade gar nicht hat. Wie in den letzten beiden Wochen zum Beispiel.   

 

Es war auch echt viel los – nur leider nichts besonders Positives. Superhero-Herrchen trat endlich die lang aufgeschobene, ziemlich umfangreiche HNO-Operation im nahen Kreiskrankenhaus an und ließ einen völlig verstörten Hund und eine hypernervöse Ehefrau zurück. Sophie gehört zwar laut Rassebeschreibung zu der Art der ‚kleinen Begleithunde‘, aber wenn’s drauf ankommt, spendet sie keine tröstende Begleitung, sondern fordert sie ein. Vielleicht hab aber auch nur ich das mit den ‚Begleithunden‘ falsch verstanden und es handelt sich eher um ‚zu begleitende Hunde‘? Kann auch sein. 🙄

 

Auf alle Fälle musste ich nicht nur mein angespanntes Nervenkostüm beruhigen (ich habe als Autorin leider eine viel zu blühende Phantasie, vor allem, was das Thema ‚fatale Verkettung dramatischer Umstände‘ betrifft), sondern vor allem einen zutiefst depressiven Hund pflegen.

 

 

'Ich komm erst wieder raus, wenn Herrchen wieder da ist.'

 

Sophie kam gerade an den ersten beiden Tagen überhaupt nicht zur Ruhe – weder tagsüber noch nachts. Die Folge: dunkle Augenringe bei uns beiden und ein noch dünneres Nervenkostüm. Meine (Schreib)Arbeiten blieben liegen, und wieder einmal verfluchte ich mich dafür, meiner kreativen Berufung gefolgt zu sein. Sprudelnde Ideen, coole Formulierungen und spannende Plots vertragen sich überhaupt nicht mit schlaflosen Nächten, Sorgen um die Liebsten und einen todtraurigen Hund. 😥

 

Also – Laptop zugeklappt und voll und ganz für Sophie (und manchmal sogar auch Superhero-Herrchen, dem Armen! 🤗) dagewesen. Wer kleine Kinder hat, kann mich hoffentlich verstehen. Manchmal muss man Prioritäten setzen, ob’s dem Terminkalender passt oder nicht. 

Der 24/7-Hund

Aber es muss nicht mal eine besonders anstrengende Situation wie ein Krankenhausaufenthalt sein, der den (zwischen)menschlichen Zeitplan durcheinanderbringt.

 

Erst vor kurzem hab ich mal wieder bei Herrn Rütter vorbeigeschaut – natürlich nur indirekt via Mattscheibe. Jaaa, ich weiß, ich wollte das erstmal nicht mehr tun, siehe meinen Blog-Artikel.

 

Aber sobald ich irgendwas mit 'Hund' aufschnappe, werde ich neugierig. In dieser Folge ging es unter anderem um eine junge Frau, die sich kurz zuvor einen Hütehund zugelegt hatte. Eine wunderschöne Wuchtbrumme (der Hund, nicht die Frau 😁) – aber komplett überzüchtet, meinte Herr Rütter. Komplett durchgeknallt, meinte ich, aber ich kenn mich mit Hütehunden ja auch nicht aus. Auf alle Fälle gab es einige unerfreuliche Szenen, diverse Bisswunden, viele Tränen, am Schluss eine Abgabe ins Tierheim (inzwischen ist der Hund laut Homepage des Tierheims aber schon glücklich an neue Hundeeltern vermittelt worden) – und eine Bemerkung von Herrn Rütter, bei der ich vor lauter Nicken Nackenschmerzen bekam. Sie lautete inhaltsgemäß wie folgt: „Der Hund braucht jemanden, der 24/7 für ihn Zeit hat.“

 

Nun ist nicht jeder Hund so ein schwieriger Fall wie der in Martin Rütters Sendung. Aber jede Hundemama und/oder -papa wird mir (hoffentlich 😉) zustimmen, dass ein Hund ein Lebewesen mit gaaaanz viel Herz und Charakter ist. Und dieses Lebewesen kann man nicht einfach kurz in die Ecke stellen und verstauben lassen kann, wenn das Leben gerade wieder Achterbahn mit einem fährt. Die Fellnase versteht den bösen Satz ‚Ich hab leider keine Zeit für dich!‘ nicht. 😯

 

Ja, natürlich sollte man dem vierbeinigen Mitbewohner schonend beibringen, dass er auch wirklich Pausen braucht, in denen er sich in sein Körbchen zurückziehen und ganz beruhigt von spannenden Schnüffelspielen und wilden Partys auf der Hundewiese träumen darf. Aber dazwischen möchte die Fellnase einfach wissen, dass man sie totaaaaal toll findet und dafür gerne gemeinsam durchs Wohnzimmer tobt oder auf dem Sofa eine Kuschelrunde anbietet. Und spätestens, wenn das kleine oder große Geschäft ansteht, wird’s Zeit für eine nette Gassirunde. Egal, ob’s gerade aus Kübeln schüttet, die Sorgen schwer auf die Schultern drücken oder die Gedanken irgendwo ganz anders sind.

 

'Ich muss GAAAAASSI! Sofoooooort!'

Hab ich wirklich immer Zeit für einen Hund?

Der Fall mit dem hyperaufgedrehten Hütehund aus Martin Rütters Sendung ist natürlich nicht Standard. Trotzdem – falls Du zufälligerweise gerade mit dem Gedanken spielst, eine Fellnase in Deinem Leben aufzunehmen: Bitte sei ehrlich, was das Thema ‚Zeit für den Hund‘ angeht.

 

Gerade am Anfang wartet normalerweise ein ganzer Haufen (Erziehungs)Arbeit auf Dich, egal, ob Du Dich für ein Hundebaby oder einen Senior aus dem Tierschutz entscheidest. Wer’s nicht glaubt, darf sich unseren netten, kleinen ‚Welpenblues-Ratgeber‘ zu Gemüte führen, da steht eine ganze Menge zu diesem Thema drin 😉 – einschließlich Erziehungsfails und Verzweiflungsanfälle. Aus ‚me-Time‘ wird ganz schnell ‚only we-Time‘, wenn so eine süße Fellnase ins Haus tapst!

 

 

Ja, ein Hund bringt Leben in die Bude. Freude. Grenzenlose Liebe. 😍 Und man würde sich lieber das Herz rausreißen, als sich vom Hund zu trennen.

 

Aber es ist eben auch Tatsache, dass es sich bei einer Fellnase um ein hochkomplexes und hypersensibles biologisches Konstrukt handelt, welches sich weder um aktuelle Seelenzustände noch Terminpläne seines Herrchens und/oder Frauchens schert. Es braucht Dich. Vielleicht nicht die von Herrn Rütter zitierten 24 Stunden an 7 Tagen. Aber auch nicht viel weniger …

Und immer schön an Plan B denken …

Überleg Dir auf alle Fälle (und 'für alle Fälle' 😉) einen Plan B.

 

Besser gesagt, einen Plan H wie ‚Hundebetreuung‘. Wer kann Dich unterstützen, wenn der Alltag mal eine Runde Achterbahn mit dir fährt? Wenn Du ungeplant dringend stunden- oder sogar tageweise außer Haus musst? Wenn Du - aus welchen Gründen auch immer - nicht in der Lage bist, Deine Fellnase mit allem zu versorgen, was sie braucht?

Das fängt beim Futter an, geht über regelmäßige und ausgiebige Gassirunden und hört bei gemeinsamem Spiel & Spaß noch nicht auf …

 

Wenn Du dafür Deine (halbwüchsigen) Kinder auf dem Schirm hast: Die Kleinen bleiben nicht immer klein 😉 – und wenn sie wegen Beruf und/oder Privatleben in eine andere Stadt ziehen, wird’s auch schwer mit der Spontan-Betreuung. Eine Fellnase kann je nach Rasse und individueller Gesundheit (zum Glück!) inzwischen ganz schön alt werden – wie sieht Dein Lebensplan in zehn oder sogar fünfzehn Jahren aus? 🤔

 

Gerade jetzt landen viel zu viele Katzen und Hunde in den Tierheimen, die während des Lockdowns mal schnell angeschafft (‚wir haben ja gerade Zeit für ein Haustier‘) wurden. Und aus eigener leidvoller Erfahrung kann ich berichten, dass die Terminkalender von privaten Hundesittern zumindest in unserer Gegend proppevoll mit ‚Corona-Dauergästen‘ sind, weil inzwischen Homeoffice auch nicht mehr die Regel, sondern eher die Ausnahme ist. Da ist nix mit ‚mal spontan Sophie vorbeibringen‘, so gern unsere Lieblingssitterin sie auch bei sich hätte (behauptet sie zumindest immer 😉). Wir klären gerade ein Wöchelchen Vielleicht-Urlaub im September 2023 (!) ab, so sieht’s aus …

 

Also, vergiss bitte ‚Plan H‘ nicht, wenn Du über die Adoption eines Fellzwergs nachdenkst!

So viel Zeit muss sein ...

Ach, ich habe auch gerade irgendwie viel zu wenig Zeit, all die Blog-Beiträge zu schreiben, die mir im Kopf herumspuken. Dazu warten noch mindestens drei echt coole Schätzchen darauf, Dir in einem ‚Bringt das was?‘-Artikel ausführlich und mit vielen netten Bildchen vorgestellt zu werden. Es ist ja schließlich auch bald Weihnachten 🎄, und die Produkte haben einen echten ‚Will ich haben!‘-Faktor. Du darfst also gespannt sein!

 

Aber alles kostet seine Zeit …

 

Und Sophie hebt gerade ihr schmutziges Pfötchen (Notiz an mich: Hund bürsten! Dringend!) und wünscht, eine Runde Trüffeln (also Schnüffeln und Trödeln) gehen zu dürfen. Ja, auch wenn’s nieselregnet und man schon beim Blick aus dem Fenster Schüttelfrost kriegt. 🥶 Wenigstens wartet Superhero-Herrchen daheim auf dem Sofa auf uns und pflegt seine lädierte Nase.

 

Eine Sorge weniger - und mehr Zeit für Sophie! 🤩

 

Endlich wieder Gruppenkuscheln auf dem Sofa -  MIT Herrchen! :-)

In diesem Sinne, viel Zeit – vor allem für Dich und Deine Fellnase! Komm gut durch den Frühherbst und bis hoffentlich bald wieder hier auf dem kleinen Hundeblog.

 

So viel Zeit muss sein … 😊

 

 

Herzliche Grüße von

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... und natürlich noch die ganzen anderen Blog-Artikel von Sophie und mir 😎 ...

 

Viel Spaß beim Lesen!

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